„Abitur im eigenen Takt“: Eine Idee von unten – schon oben angekommen?
So lautet das Motto einer vom Firstwaldgymnasium in Mössingen initiierten, bundesweiten Aktion an die Kultusministerien, die mit Unterstützung und zeitgleich mit der Gründung der Deutschen Schulakademie durchgeführt wird. Von Praktikern, Visionären und Bildungsexperten in Baden-Württemberg und Berlin wurden praxisorientierte Modelle entwickelt, um die gymnasiale Oberstufe zu flexibilisieren. Anfang 2014 wurde von der Landesschülervertretung in Hessen ein für Hessen angepasstes Konzept der Modularen Oberstufe vorgestellt. In Berlin wird seit zwei Jahren intensiv an einem neuen Oberstufenmodell gearbeitet, das dieses Frühjahr bereit für einen Schulversuch ist.
Einer der Eckpfeiler von „Abitur im eigenen Takt“ ist die Aufteilung der zwei- bis dreijährigen Oberstufenphase in Module: der Unterrichtsstoff der Oberstufe wird auf Kurse verteilt, die jeweils ein halbes Jahr dauern. Die Schüler entscheiden dann, wie viele dieser Kurse sie pro Halbjahr wählen. Wer in zwei Jahren zum Abitur kommen will, muss mehr Kurse besuchen als Schüler, die sich drei Jahren Zeit nehmen. Dadurch werden auch Auslandsaufenthalte oder Praktika während der Oberstufe möglich. Außerdem soll die Hälfte der Klausuren in andere Arten von Leistungsnachweisen, z.B. Facharbeiten oder Portfolios, umgewandelt werden. Vorbild ist hierbei das finnische Oberstufensystem, das dort seit vielen Jahren erfolgreich praktiziert wird. Die modulare Oberstufe fördert die Eigenverantwortung der OberstufenschülerInnen und ermöglicht eine bessere Förderung individueller Begabungen. Die Entscheidung G8 oder G9 wird dann von den Schülern und Schülerinnen am Ende der 10. Klasse selbst getroffen und ist von der Schulwahl unabhängig.
Privatschulen, z.B. die Waldorfschulen, arbeiten schon lange in allen Schulstufen mit alternativen Konzepten. So gibt es jährlich in fast allen Bundesländern zahlreiche sogenannte Externenprüfungen, die ohne vorangegangenen Besuch einer staatlichen gymnasialen Oberstufe von Schülern und Schülerinnen privater Schulen erfolgreich abgelegt werden. Das bedeutet, das auch schon jetzt verschiedene Wege zum Ziel der bundesweit einheitlichen Abiturprüfung führen.
Viele Verbände, Parteien und Interessenvertretungen unterstützen das Projekt der flexiblen Oberstufe, z.B. der Landeseltern- und Landesschülerbeirat Hessen und Baden-Württemberg, die GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) und die Initiative Schule im Aufbruch. Deutschlandweit sind viele Schulen bereit, neue Wege in der Oberstufe zu gehen und warten auf den Startschuss. Leider konnte dieses Konzept bisher nicht erprobt werden, weil dazu von der Kultusministerkonferenz eine Genehmigung notwendig ist, bisher jedoch kein Ministerium die von diversen Schulen vorliegenden Anträge auf einen Schulversuch eingebracht hat. Zwei Drittel aller 16 KultusministerInnen müssten dann einem solchen Schulversuch zustimmen.
Jede/r kann sich durch eine Postkarte oder Brief an den Kultusminister/die Kultusministerin seines Landes beteiligen und dazu beitragen, dass die Idee erprobt werden kann und einen Beitrag zum Schulfrieden zwischen G8 und G9 und zur positiven Entwicklung unseres Schulsystems leisten.
Mehr Informationen unter:
Konzept „Abitur im eigenen Takt“ BW: www.abitur-im-eigenen-takt.de
Eine Zusammenfassung im Zeitungsartikel hier.
Modulare Oberstufe der LSV Hessen
Konzept der neuen Oberstufe Berlin
Briefvorlagen zum Ausdrucken und per Umschlag schicken:
Neue Oberstufe Brief Hessen
Neue Oberstufe Brief bundesweit
Postkarten (zum Drucken lassen): Postkarte Hessen – Postkarte bundesweit
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