Impulsabend für Schulentwicklung:
Schule in Bewegung – Wir können Schule selbst gestalten!
„Move your body“! Mit diesem Song (hier anzuhören) begann der lebendige Abend für die TeilnehmerInnen des Netzwerktreffens im Naturschutzzentrum Bergstraße am 7.7.2015: wenn du etwas bewegen möchtest, fange bei dir selbst an. Bewege deinen Körper, bewege deinen Geist! Der Einladung waren ca. 40 SchülerInnen, LehrerInnen, SchulleiterInnen, Eltern und FortbildungsanbieterInnen aus der Region Bergstraße, Südhessen, Baden-Württemberg und Berlin gefolgt. Zum Auftakt luden zwei Filme, ein Büchertisch und eine Info-Wand mit „Biete und Suche“ zum Informieren und Vernetzen ein.
Anschließend stellten die vier aktiven Gestalterinnen des Netzwerkes, Katja Knoch, Heli Europaeus, Nina Kolbe und Sabine Ritter, ihre Vision zur Idee von Schule in Bewegung vor: “Lernen ist eine ständige Bewegung; es beruht nicht auf Wissen.“ Bewegung bedeutet, Perspektiven zu wechseln, Gewohntes in Frage zu stellen, Grenzen zu überschreiten. Wie kommen wir in Bewegung? Ideen dazu sind: selbst Handeln, statt es von anderen zu fordern – den Fokus auf das richten, was wir haben, statt auf das, was fehlt – Wissen reflektieren und anwenden – Vorbilder finden, die uns inspirieren – Gemeinschaften suchen und bilden. Ganz nach dem Motto von Theodore Roosevelt: „Tu was du kannst, mit dem, was du hast, da, wo du bist!“
Gelungene Beispiele aus der Praxis zeigten, wie Schule in Bewegung kommen kann. Die Grundgedanken der Konzepte der drei vorgestellten weiterführenden Schulen sind die selben, ob Integrierte Gesamtschule in Hessen oder Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg. Länger gemeinsam Lernen, individuell fördern und eine Kultur der Anerkennung und Wertschätzung an der Schule etablieren sind wichtige Ziele, die langfristig zu einer neuen Perspektive des Lehrens und Lernens an einer Schule führen. Sie eröffnen neue Möglichkeiten der Entwicklung zu mehr Partnerschaft, Selbständigkeit und Selbstvertrauen im Lernen. Innovative Workshops an Schulen und persönliche Weiterbildung der Schulgestalter können wertvolle Bausteine sein, um diese Ziele zu erreichen. Details zu den Praxisbeispielen siehe unten!
Zu jedem Impuls gab es im Anschluss einen Thementisch im Format des Open Space. Hierbei werden in kurzer Zeit komplexe Themen innovativ in Gruppen bearbeitet, die auch jederzeit gewechselt werden können. Es wurde schnell deutlich: die persönliche Vernetzung macht es aus! Erste Termine für Hospitationen und Ideen wurden ausgetauscht, Räume für kreative Lösungen entstanden.
Mit einem Zitat und Aufruf von Mahatma Gandhi schloss Katja Knoch den vielseitigen Abend: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt!“
Gelungene Praxisbeispiele für innovative Schulentwicklung:
Carmen Bietz, stv. Leiterin der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden, Integrierte Gesamtschule und Versuchsschule des Hessischen Kultusministeriums, inspirierte mit ihrem Vortrag zum Thema „Individualisierung – Verantwortung – Begeisterung.“ Mit lebendigen Bildern zeigte Sie die einprägsamen Leitideen ihrer Schule: „Wir sind eine lernende Schule – bei uns lernen alle! Die Grundlagen unserer Schulkultur beruhen auf gegenseitiger Anerkennung und Wertschätzung. Umgesetzt wird dies unter anderem mit einer kompetenzorientierten Leistungsfeststellung sowie mit individualisiertem Lernen durch differenzierte Angebote, Wahlmöglichkeiten und Projekte. „Bei uns lernen alle Kinder bis zur 10. Klasse gemeinsam, ob hochbegabt oder förderbedürftig. Wichtig ist hierbei, dass auch die Eltern mit einbezogen werden.“, betonte Frau Bietz. Weitere Informationen hier.
Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule Ober-Ramstadt – „Jedem das Seine“ statt “Allen das Gleiche“
Gemäß des Grundgedankens einer Integrierten Gesamtschule verfolgen wir das Konzept des längeren gemeinsamen Lernens und der individuellen Förderung ALLER Schülerinnen und Schüler, erklärt der stellvertretende Leiter Kai Darmstädter. Als inklusive Schule weisen wir kein Kind ab, sondern passen uns den Bedürfnissen der einzelnen SchülerInnen an. Mit Hilfe kooperativer Arbeitsweisen in heterogenen Tischgruppen erhalten die Lernenden ihrem Niveau entsprechende Arbeitsaufträge. Wir folgen dabei den Erkenntnissen der Unterrichtsforschung, dass schwächere SchülerInnen nur dann erfolgreich lernen können, wenn sie mit leistungsstärkeren kooperieren, und diese wiederum davon profitieren, wenn sie das Gelernte weitergeben.
Weitere Informationen: http://www.gcls.de/
Karl-Drais-Schule Heddesheim – „Selektion? Nein, Danke!“
Auch in der aufstrebenden Bewegung der Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg finden sich ähnliche Grundsätze und Methoden wieder. Alle Schülerinnen und Schüler lernen gemeinsam und im eigenen Tempo in variablen Lerngruppen und selbständig an eigenen Aufgaben. Es gibt eine differenzierte Leistungsbewertung anstatt Noten. Das Modell schreibt bereits nach zwei Jahren Erfolgsgeschichten und findet Anerkennung über die Parteigrenzen hinweg. Annette Aldinger, Realschulpädagogin und ausgebildete Potenzialtrainerin, erzählt begeistert: „Endlich habe ich die Schule gefunden, an der ich meinen Herzenswunsch wieder leben kann: Menschen dabei zu unterstützen, ihr ganz individuelles Potenzial zu entfalten!“ Weitere Informationen: www.karl-drais-schule.de
Im Schuldorf Bergstrasse in Seeheim-Jugenheim helfen SchülerInnen der kooperativen Gesamtschule bei der Betreuung der GrundschülerInnen mit. Zur Vorbereitung gestalten sie unter der Leitung von Ziva Mergenthaler ihren Pädagogikkurs als Wahlpflichtunterricht aktiv mit. Eine engagierte Gruppe wollte es genauer wissen: Wie machen es andere Schulen und was können wir von ihnen lernen? Aus eigener Initiative heraus arbeiteten die Schülerinnen der jetzigen 10. Klasse ein Jahr lang intensiv an ihrem herausfordernden Projekt „Schüler besuchen Schulen“. Sie besuchten acht Schulen mit besonderen Lernkonzepten in unserer Region sowie in Berlin und forschten weitgehend selbständig, wie sich das jeweilige Lernumfeld und das Verhältnis zwischen Lehrkräften und Lernenden aus Schülersicht auswirkt. Link zum Kurzfilm hier
Marte Meo – Eine Fortbildung zur Entwicklungsunterstützung der Kinder
Die Forderungen nach individualisiertem Lernen stellen viele LehrerInnen und ErzieherInnen vor eine schwierige Aufgabe: Wie werde ich allen Kindern einer Gruppe gerecht, ohne deren Anzahl zu reduzieren oder Zeit in Einzelbetreuung zu stecken? Silke Eberhard, Pädagogin an einer Förder- und Grundschule, stellt Marte Meo als praxisorientierten Lösungsansatz vor: die Teilnehmer der Fortbildung lernen, eigene Verhaltensweisen in kurzen Momenten auf Videofilmen zu betrachten um dann gezielt zu üben, wie durch kleine Gesten und Blickkontakt im richtigen Moment auch viele Kinder ohne großen Zeitaufwand in einer Gruppe unterstützt werden können. In vielen KiTas der Region wird schon erfolgreich mit dem Marte-Meo-Ansatz gearbeitet, seit diesem Frühjahr auch an der Schillerschule Bensheim. Weitere Informationen hier.
Die Initiative Neues Lernen e.V. bietet kreative Innovations-Workshops in unterschiedlichen Formaten für Schulen an, bei welchen Schüler, Eltern und Lehrer gemeinsam an einer Lösung für ein Problem oder einer Idee für ihre Schule im wahrsten Sinne des Wortes basteln. Dabei geht es keinesfalls um das Überstülpen eines fertigen Modells, sondern um die Wertschätzung der Einzigartigkeit jeder Schule. Die Workshops fördern das gegenseitige Verständnis und die Wertschätzung füreinander. Wesentliche Bestandteile sind ungebremste Kreativität, Querdenken, Perspektivenwechsel und Fehlerfreundlichkeit. „Und noch etwas: die Workshops machen großen Spaß, die Begeisterung bei allen Teilnehmern ist garantiert!“, berichtet Jürgen Müller, Gründer der Initiative, Unternehmer und Innovationsberater aus Berlin. Informationen unter: www.initiative-neues-lernen.de
Veränderungen nachhaltig gestalten – Training zum Lernkultur-Coach
Silke Weiß ist Pädagogin und seit 2012 als Leiterin der LernKulturZeit in der Persönlichkeitsentfaltung als Innovationscoach tätig. Sie zeigt, dass es bei Veränderungsprozessen wichtig ist, in Balance zu bleiben und erklärt die Faktoren, die dies ermöglichen. Die Gemeinschaft von Gleichgesinnten spielt dabei eine große Rolle, die eine Basis für die Kulturbildung legt. In ihrem Training zum Lernkultur-Coach schafft sie Räume, in denen der Übergang vom Lehrenden zum begleitenden Coach erreicht wird. Persönliches Wachstum und ein Perspektivenwechsel wird möglich. Diese Weiterentwicklung und die Vernetzung Gleichgesinnter ist ihrer Meinung nach die Voraussetzung für die Transformation unseres Bildungssystems.
Informationen unter: www.lernkulturzeit.de
Salman Ansari, promovierter Naturwissenschaftler und Lernpädagoge, fordert: „Rettet die Neugier – gebt den Kindern mehr Alltagserfahrung statt Bildungsballast!“ „Für die Kinder ist nicht die Anhäufung von Wissen wichtig, sondern die Fähigkeit, eigenständig und kreativ zu denken.“ Herr Ansari lässt in seinen Programmen für KiTa und Schule Kinder selbst entdecken. Er gibt ihnen Raum und Zeit, an der Beantwortung von Fragen aktiv mitzuarbeiten. Sie gewinnen dadurch mehr Selbstvertrauen und das Gefühl, ich schaffe das – ich kann das. Es ist wichtig, dass die Kinder eigenständig Erkenntnisse gewinnen und nicht alles vorgesetzt bekommen. Pädagogen sollten das Feuer in den Kindern entfachen, anstatt sie mit Wissen zu füllen. Informationen unter: http://www.salmanansari.info/
Hier gehts zur pdf Schule in Bewegung 2015 Einladung